Haltung nach der Schule Tarregas
|
|
Wird der Unterarm auf natürliche Weise vom Körper abgehalten, legt sich die Hand in der Höhe der ersten Bünde an, und der Daumen stützt sich mit dem weichen Teil seiner Fingerspitze in der unteren Mitte des Halses auf (linke Abbildung). Eine leichte Wölbung des Handgelenks nach außen erlaubt, die Finger zu krümmen und die Saiten mit dem Rand der Fingerspitze gegen das Griffbrett zu pressen (rechte Abbildung).
|
|
|
Haltung der linken Hand
und des Daumens
|
|
Fingerhaltung der linken
Hand
|
|
|
Der breite Teil der Hand muß wegen der Ungleichheit der Finger parallel zum Hals bleiben. Die Bewegungsfreiheit des einzelnen Fingers erfordert, dass zwischen dem Rand des Halses und der Hand ein freier Raum besteht. Wenn auf diese Weise alle Finger gleich weit von der Saitenebene entfernt sind, kann jeder von ihnen mit gleicher Leichtigkeit auf allen Saiten wirken und in gleicher Weise die größten Entfernungen umfassen.
|
|
Es sollte vermieden werden, dass die Hand auf der Dumensaite dem Gitarrenhals nähert. Dieser Fehler, der im übrigem die Bewegung des vierten Fingers erschwert, macht es dem Zeigefinger unmöglich, den Quergriff über alle Saiten korrekt aufrecht zu halten.
|
|
Bewegungsweise der Hand und der Finger
|
|
Die Bewegungsweise dieser Hand resultiert aus der Anwendung der Grundprinzipien der Saitenschwingung.
|
|
"Wenn wir eine Saite, die normal gespannt ist, anschlagen erzeugen wir mit Hilfe ihrere Schwingungen einen Ton, der sich verlängert, bis die Saite aufhört zu schwingen. Wenn die ganze Saite schwingt, sind Steg und Sattel die beiden Stützpunkte. Das nennt man leere Saite. Wenn man aber einen Finger auf die Saite in der Weise aufsetzt, daß sie auf einem Bund festgehalten wird, vermindert man die Ausdehnung des schwingenden Teils, der auf der einen Saite auf dem Bundstab und auf der anderen auf dem Sattel aufliegt.
Aus diesen Tatsachen lassen sich die folgenden, wichtigsten Grundlagen ableiten:
-
Der greifende Finger muß die Saite mit Kraft drücken, um einen der beiden Stützpunkte ihres schwingenden Teils einwandfrei zu bestimmen.
-
Diese Kraft muß die ganze Zeit über, die die Saite schwingen soll, gleich andauernd sein.
-
Damit der Klang aufhört, genügt es, die Schwingungen zu unterbrechen." (Aguado)
|
|
Die linke Hand bewegt sich in schräger Richtung zum Körper und parallel zum Gitarrenhals und den Saiten. Sie darf diese Haltung niemals ändern, noch unnütze Anstrengungen oder Verkrampfungen machen, die ihre Elastizität beeinträchtigen. Ihre Aufgabe ist es, die Finger auf die Höhe der Bünde zu führen, auf denen sie die Saiten greifen sollen. Dabei soll sie ihnen die erforderliche Streckbarkeit und Kraft geben, um frei auf jedem beliebigen Teil des Griffbretts und jeder Saite wirken zu können.
|
|
Der Daumen bestimmt die Hand, indem er ihr Sicherheit und Halt verleiht und gleicht durch seinen Widerstand den Druck der übrigen Finger aus. Wenn sich die Hand in Richtung auf das Schalloch zubewegt, löst sich der Daumen vom Hals und folgt den Bewegungen der Hand.
|
|
Wurde die natürliche Bewegungsweise der Hand in ihrer normalen Haltung erreicht, ist es unbedingt nötig, sie immer in allen ihren Bewegungen auf jeder beliebigen Höhe des Griffbretts beizubehalten. In den Fällen, in denen die Hand über den zwölften Bund hinausgeht, stützt sich der Daumen, indem er sich vom hinteren Teil des Halses löst und den Handbewegungen folgt, gegen den Rand des Griffbretts, der über die Decke hinausragt (siehe Abbildung rechts). Diese Bewegungen dürfen die Fingerkrümmung über den Saiten nicht beeinträchtigen.
|
|
Die vier gekrümmten und gespreizten Finger greifen in der Art eines kleinen, gegliederten Hammers die Saiten senkrecht über die vier fortlaufenden Bünde neben dem Bundstäbchen des nächsten Bundes. In dieser Form und im kleinstmöglichen Abstand von den Saiten aufgestellt, erreicht man es, mit kleinen Bewegungen auf die Saiten einzuwirken, was sich in Zeit- und Kraftersparnis bemerkbar macht.
|
|
Die Finger dieser Hand bewegen sich in zwei Richtungen:
-
quer zu den Saiten (von der ersten bis zur sechsten Saite oder umgekehrt)
-
parallel zu ihnen (vom Sattel zum Schalloch)
Zu diesen gemeinsamen und von der Hand abhängigen Bewegungen kommen zwei andere, die unabhängig sind und zu jedem einzelnen Finger gehören. Die eine dient der Annäherung der Finger untereinander und die andere der Trennung. Die Verbindung dieser beiden unabängigen Bewegungen mit den vorher genannten ergibt alle Fingerbewegungen auf dem Griffbrett.
|
|
Auch wenn der Fingerdruck auf entfernte Saiten (die fünfte oder sechste Saite) ausgeübt wird, soll das letzte Fingerglied immer auf die Saiten hämmern. Wenn es sich um nahe Saiten (die erste oder zweite Saite) handelt, verstärkt man durch leichtes Zurückziehen des Ellbogens und des Handgelenks die Krümmung der Finger, indem man sie etwas mehr schließt.
|
|
Die Kraftanstrengung der Finger muß sich in der Spitze jedes einzelnen im Verhältnis zum Kraftaufwand konzentrieren, den der Nachdruck und die Dauer der einzelnen Note erfahren.
|
|
Um die Fortdauer im Klang zu fördern, muß man die Finger so selten wie möglich von den Saiten abheben.
|
|
Grundsätzlich sollte eine gegriffene Saite nicht verlassen werden, außer dass es die Grenzen der Notendauer erfordern. Wenn derselbe Finger zwei aufeinanderfolgende Noten auf derselben Saite zu greifen hat und es keinen ausdrücklichen Grund gibt, der das Gegenteil anrät, verschiebt er sich sanft auf der Saite ohne die Berührung mit ihr aufzugeben.
|
|
Die Ordnung in den Bewegungen der Finger folgt einem logischen und natürlichen Sinn, der systematisch in allen Fällen gilt. Nur die Anwendung von Übungen, die darauf ausgerichtet sind, die Grundsätze darzulegen, auf denen ihre allgemeinen Gesetze beruhen, kann eindeutig alles das verständlich machen, was diese Ordnung für die Leichtigkeit einer guten Ausführung bedeutet.
|
|
|
|
Haltung der linken Hand im
hohen und sehr hohen Bereich
|
|
|
|
|